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Exklusiv: Lettenbichler & Bolt zur Fahrervereinigung

Von Carsten Steffen
Billy Bolt und Manuel Lettenbichler in der kritischen Sektion im X-Loop beim Hixpania

Billy Bolt und Manuel Lettenbichler in der kritischen Sektion im X-Loop beim Hixpania

Mit dem Boykott der Top-Fahrer der Hard-Enduro-WM um Manuel Lettenbichler, Billy Bolt, Mario Roman und Alfredo Gomez beim Hixpania wurde auch bekannt, dass eine Fahrervereinigung gegründet wurde.

Als Billy Bolt (Husqvarna) nach gut zwei Stunden Renndauer in die Arena des Hixpania einfuhr und in die «X-Loop» genannte letzte Sektion gehen sollte, hielt der britische Ausnahmekönner an, wartete nicht nur auf den zu dem Zeitpunkt Zweitplatzierten Manuel Lettenbichler (KTM), sondern auch auf alle weiteren WM-Fahrer. Die Top-Piloten hatten sich abgesprochen, den X-Loop nicht zu fahren, nachdem man sich in dieser Runde unmittelbar vor dem Rennen mit dem Organisator und Mastermind des Hixpania, Chili Caballero, nicht auf eine Entschärfung dieser letzten Sektion hatte einigen können. Die Fahrer argumentierten, dass dort einige Sektionen zu fahren gewesen wären, die aus ihrer Sicht deutlich zu gefährlich sind. Der in der WM aktuell an dritter Stelle liegende junge Fahrer Mitch Brightmore (GASGAS): «Wir haben uns abgestimmt und sind alle der Meinung gewesen, dass dies zu viel gewesen wäre und wir einfach nicht wollen, dass irgendwann jemand in einer dieser Sektionen stirbt!»

Ein Schock für die Veranstalter und auch die neuen Promotoren der FIM-Hard-Enduro-WM. Sie wollten den zahlenden Zuschauern in der Arena eine spektakuläre Show bieten – aus der aber durch den Boykott nichts wurde. Zwar fuhren Bolt und Lettenbichler mit ihren WM-Mitstreitern später noch einige Abschnitte – aber eben nur, um den Zuschauern noch etwas zu bieten und eben nicht um den Sieg und WM-Punkte mit den Messern zwischen den Zähnen kämpfend.

Nach dem Rennen verkündeten Bolt, Lettenbichler und Roman, dass sie in der Woche zuvor eine Fahrervereinigung gegründet hatten. SPEEDWEEK.com sprach vor Ort exklusiv mit Lettenbichler und Bolt.

Was hat es mit der Fahrervereinigung auf sich?

Manuel Lettenbichler: Wir haben unter den Fahrern schon länger miteinander über eine Fahrervereinigung gesprochen. Alfredo Gomez und ich kamen bereits im April zu der Überzeugung, dass wir etwas brauchen, um den Sport nach vorne zu bringen und zu entwickeln.

Billy Bolt: Letzte Woche haben wir dann die Papiere dazu unterschrieben. Wir wollen einfach ernst genommen werden, wenn wir uns äußern. Vor zwei Jahren hatten wir beispielsweise bei den Romaniacs eine Downhill-Sektion, die nicht mehr akzeptabel war. Irgendwo gibt es Grenzen. Hier beim Hixpania hatte ich den Eindruck, dass das gesamte Rennen allein dadurch definiert war, am Ende zehn Fahrer in den X-Loop zu schicken. Dabei haben Mani und ich uns im Rennen sicherlich dreimal pro Runde gegenseitig überholt. Da war schon genug Show unter dem Rennen geboten, als dass man am Ende des Rennens noch eine Zirkusveranstaltung braucht. Mit der Fahrervereinigung zeigen wir nun, dass wir es ernst meinen. Ich glaube, dass jeder das Potential des Sports kennt und wir wollen Zusammenarbeit anbieten, um dieses Potential gemeinsam zu maximieren.

Manuel Lettenbichler: Mit der offiziellen Fahrervereinigung bekommt unser Wort nun mehr Gewicht. Der Plan ist, dass in der Hard-Enduro-WM in Zukunft mehr gemeinsam entschieden werden kann. Wenn wir etwas verändern wollen, dann stehen die Fahrer nun zusammen und die Vereinigung wird über den Präsidenten Ankündigungen und Statements kommunizieren. In der Zukunft könnte dies ein Vorbild auch für den Enduro GP bzw. den Enduro-Sport insgesamt sein. Wenn weitere Fahrer mitmachen, dann könnte das ein Aufbruch für den gesamten Enduro-Sport werden.

Billy Bolt: Wir haben gerade eine besondere und chancenreiche Situation im Hard Enduro. Der neue Promotor kann das, was wir gerade als Fahrer machen, als eine Chance sehen, gemeinsam stärker zu werden. Wir wollen, dass sie Veränderungen vornehmen und wir wollen mit ihnen zusammenarbeiten, um die richtigen Veränderungen herbeizuführen. Wir wollen sie unterstützen, nicht gegen sie arbeiten, sondern mit ihnen zusammenarbeiten. Am Sonntag haben wir gezeigt, dass wir diese Veränderung wirklich wollen! Der Sport wurde bislang nicht so präsentiert, wie er hätte präsentiert werden können und sollen. Wir sind noch weit davon entfernt, das Potential, das der Sport hat, ausgeschöpft zu haben. Und wir wollen, dass der neue Promotor uns in unserer Absicht wahrnimmt, ihn dabei zu unterstützen, das volle Potential unseres Sports zu realisieren. Dazu müssen sie uns aber zuhören.

Die Fahrer haben ja nachvollziehbar über Jahre hinweg immer wieder das Gespräch gesucht. Nur ist offensichtlich nie wirklich etwas dabei herausgekommen.

Manuel Lettenbichler: Richtig. Mit der Fahrervereinigung wird auch die Kommunikation nun auf ein professionelles Level gebracht, womit wir das Ziel verfolgen, speziell auch mit den Promotoren den Sport nach vorne zu bringen und ihn professioneller zu machen. Wir als Fahrer haben mit der Vereinigung einfach ein wirksameres Werkzeug und es war an der Zeit, das umzusetzen und ein Zeichen zu setzen. Ich bin stolz darauf, dass wir hier beim Hixpania gemeinsam dieses Zeichen gesetzt haben.

Billy Bolt: Am Ende des Tages verstehe ich, dass dies am Sonntag für den Organisator und die Zuschauer nicht schön gewesen ist. Aber es ist sicher nichts Persönliches – wir wollen damit niemanden persönlich angehen. Es ist ein Schritt gewesen, dass wir uns dafür einsetzen, wovon wir glauben, dass es das Beste für den Sport ist. Und wenn wir das Wort «wir» benutzen, dann sind wirklich alle Fahrer gemeint, nicht nur die Top-3. Wir wollen, dass alle Fahrer mitmachen und sind für alle offen, die als Fahrer an der Meisterschaft teilnehmen. Letztlich wollen wir es für alle Akteure aber auch für die Zuschauer einfacher und besser machen. An diesem Wochenende haben wir einen Startpunkt für eine Verbesserung gesetzt und wollen mit dieser Aktion dafür sorgen, dass wir nachhaltig positiver miteinander umgehen.

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