Andrea de Adamich ist tot, Trauer in Italien
Italien trauert um Andrea Lodovico de Adamich: Mit 84 Jahren hat der frühere Alfa Romeo-Werksrennfahrer in Varano de‘ Melegari (Provinz Parma, Norditalien) für immer die Augen geschlossen; de Adamich hatte schon seit einigen Jahren gesundheitliche Probleme.
Der Mann, der durch seine schwarze Brille unter den Rennfahrern sofort auffiel, begann seine Karriere Anfang der 60er Jahre mit einem Triumph TR3. Gute Ergebnisse, auch in der Formel Junior (einer damaligen Einsteigerserie für Einsitzer) machten Autodelta auf ihn aufmerksam, die Rennabteilung von Alfa Romeo.
De Adamich bedankte sich mit den Tourenwagen-EM-Titeln 1966 und 1967 in der Division 2, mit der fabelhaften Alfa Giulia GTA.
Der grosse Enzo Ferrari vertraute ihm für die argentinische Serie «Temporada Argentina» einen Ferrari Dino 166 V6 an, 1968 stieg er zum dritten Piloten der GP-Mannschaft auf. Er fuhr für Ferrari auch in der Formel 2.
Sein Debüt im GP-Sport gab er als Ferrari-Werksfahrer, ein Unfall in Südafrika 1968 kippte seine Aktien in Maranello in den freien Fall. Er hatte sich als Siebter fürs Rennen qualifiziert. Als er beim Race of Champions in Brands Hatch einen weiteren Wagen zerknüllte, fiel er beim alten Ferrari in Ungnade.
De Adamich kehrte zu Alfa zurück.
Andrea brachte 1970 Alfa-Motoren zu McLaren, doch die für den Sportwagensport gebauten T33-Motoren waren zu wenig konkurrenzfähig und recht durstig. Über Rang 8 in Monza kam de Adamich mit dem McLaren-Alfa nicht hinaus.
Er zog samt Alfa-Motoren 1971 zu March, mit Platz 11 in den USA als bester Beute.
Aufwärts ging es 1972 bei Surtees, nunmehr mit Cosworth-V8-Power, 1973 lief es noch besser, inzwischen in einem Brabham. Der von Jody Scheckter in Silverstone 1973 ausgelöste Startunfall führte aber zum Ende von de Adamichs GP-Karriere – der Italiener zog sich Beinbrüche zu.
De Adamich nahm von 1968 bis 1973 an insgesamt 30 WM-Läufen teil. Highlight: Zwei vierte Ränge in Spanien 1972 und in Belgien 1973.
Die grössten Erfolge feierte de Adamich im Alfa-Sportwagen: Siege bei den 200 Meilen von Buenos Aires (nicht zur WM zählend) und beim 1000-km-Rennen von Brands Hatch 1971.
Was erst Jahre später bekannt wurde: Beim Startunfall von Silverstone 1973 war auch ein gewisser Adrian Newey dabei – später der beste und erfolgreichste Formel-1-Rennwagendesigner.
In seinem Buch erklärte Newey, was bei seinem ersten Formel-1-Rennen in Silverstone 1973 geschah. «Ich ging mit meinen Eltern hin, und mein Vater kaufte uns einen Hamburger. Ich liess meinen von der Zuschauertribüne fallen und rannte hinunter, um ihn aufzuheben. Das Rennen startete, und Jackie Stewart führte das Feld nach der ersten Runde mit meilenweitem Vorsprung an. Doch dann verlor Jody Scheckter genau vor uns die Kontrolle über sein Auto und verursachte einen Massencrash, bei dem zwölf Autos involviert waren.»
Newey befürchtete das Schlimmste: «Ich war damals noch ein junges Bürschchen, und die Unfallstelle sah schrecklich aus, ich dachte, dass es Tote gegeben haben muss – aber wunderbarerweise war ein Beinbruch die einzige Folge davon, fast alle kletterten unversehrt aus ihren Wagen.»
Der Unglücksrabe war der Italiener Andrea de Adamich.
Für den jungen Newey war dies ein Schlüsselerlebnis: «Es war ein sehr dramatischer Einstieg in den Motorsport, der mich endgültig mit dem Rennvirus infizierte.»
Silverstone 1973 war nichts weniger als die damals grösste Massenkarambolage der Formel 1. Erstmals in der Geschichte musste ein Formel 1-Rennen unterbrochen werden. Die Aufräumarbeiten dauerten eineinhalb Stunden.
Andrea hängte nach dem Unfall in Silverstone den Helm an den Nagel und wurde ein respektierter TV-Experte, sein Programm «Grand Prix» lief im italienischen Fernsehen 34 Jahre lang.










