Motegi: MotoGP-Bremsen an der Belastungsgrenze

Die Carbon-Bremsscheiben erreichen in Motegi bis zu 700 Grad Celsius
Die MotoGP-WM hat sich vorerst aus Europa verabschiedet. In den nächsten fünf Wochen werden in Asien und Australien vier Grands Prix stattfinden – den Fahrern und Teams stehen anstrengende Zeiten und ein dichtes Programm bevor.
Den Anfang macht am kommenden Wochenende der Große Preis von Japan. Seit 1999 gastiert die Motorrad-WM auf dem Twin Ring der japanischen Kleinstadt Motegi. Die 4,8 km lange Rennstrecke umfasst acht Rechts- und sechs Linkskurven und stellt laut den Ingenieuren von Brembo hohe Anforderungen an die Bremsen.
«Auf einer Skala von 1 bis 6 hat die japanische Strecke neben dem Thailand-GP und dem Österreich-GP den Schwierigkeitsgrad 6, also den höchsten», hieß es in einer Aussendung von Brembo. Während einer einzigen Runde betätigen die MotoGP-Fahrer die Bremsen im Schnitt 31,5 Sekunden lang und bewältigen sechs Verzögerungen mit mindestens 1,3 G-Kraft.
Die härteste Kurve für das Bremssystem ist Kurve 11: die MotoGP-Piloten bremsen dort mit ihren Bikes in 4,9 Sekunden von 310 km/h auf 85 km/h ab und legen dabei 239 Meter zurück, während sie eine Kraft von 5,6 kg auf den Bremshebel ausüben. Die Verzögerung erreicht 1,5 G, und der Bremsflüssigkeitsdruck erreicht einen Spitzenwert von 12 bar.
Die vielen harten, dicht beieinander liegenden Bremszonen in Motegi verhindern eine ausreichende Kühlung der Carbon-Bremsscheiben: Nach Kurve 1 übersteigt die Temperatur der Brembo-Bremsscheiben 550 Grad Celsius, nach Kurve 3 nähert sie sich der 700-Grad-Marke und steigt nach Kurve 4 noch weiter an. Im zweiten Teil der Strecke sinken die Temperaturen wieder, bevor sie ab Kurve 10 erneut ansteigen und das Niveau von Kurve 1 erreichen. In Kurve 11 überschreiten sie dann 650 Grad.
Um diesen Temperaturen und den damit verbundenen Belastungen für das gesamte Bremssystem gerecht zu werden, hat Brembo in den letzten Jahren neben den 340-mm-Versionen auch 355-mm-Carbon-Bremsscheiben mit Belüftung eingeführt, die mit Lamellen zur Verbesserung des Wärmeaustauschs ausgestattet sind.
Bei den Grands Prix in Japan, Österreich und Thailand dürfen die Fahrer – bei trockenen Verhältnissen – die 320-mm-Scheiben nicht verwenden, da diese für die erforderlichen Belastungen als unzureichend angesehen werden, und müssen zwischen den 340-mm- und 355-mm-Scheiben wählen. Durch die Vergrößerung des Scheibendurchmessers wird die Wärmeableitung verbessert.