Hard-Enduro-WM: Eklat in Spanien

Simon Längenfelder: Als wären höhere Mächte im Spiel

Von Thoralf Abgarjan
Nachdem Kay de Wolf den deutschen WM-Leader Simon Längenfelder ausbremste, öffnete der Himmel seine Schleusen, verwandelte die Strecke in eine Schlammwüste und sorgte so für einen sportlich gerechten und fairen Ausgang.

Wenn Kay de Wolf beim Saisonfinale in Darwin seinen WM-Titel aus dem Jahre 2024 verteidigt hätte, wäre dies ein wahrlich ungerechter Ausgang der MX2-Motocross-WM gewesen. De Wolfs Aktionen gegen den in der Tabelle führenden Simon Längenfelder waren in beiden Läufen unfair, unsportlich und eines Weltmeisters unwürdig. Mit voller Absicht versuchte de Wolf mehrfach, den Deutschen von der Strecke zu schieben und ihn auszubremsen. Zu Beginn des ersten Laufs nahm Kay de Wolf in Kauf, dass Guillem Farres (Triumph) problemlos an beiden Kampfhähnen vorbeiziehen konnte und die Führung im Rennen übernahm. Als es zwischen den beiden WM-Favoriten zum Führungsduell kam, fuhr der Niederländer dem Deutschen mit voller Absicht vors Vorderrad, sodass Längenfelder bei hohem Tempo zu Boden ging.

Im zweiten Lauf fuhr de Wolf in der Anfangsphase Längenfelder wieder vors Vorderrad und bremste ihn danach komplett aus, sodass der Deutsche erneut stürzte und auf Platz 7 zurückfiel. Diesmal fiel der Deutsche zurück und hing hinter de Wolfs Teamkollegen Liam Everts fest, der seinerseits alles tat, um den WM-Leader aufzuhalten. De Wolf war bereits am Hinterrad des führenden Sacha Coenen. In diesem Moment hätte Coenen seinem Teamkollegen Längenfelder nur helfen können, indem er vor de Wolf blieb. Eine Team-Ansage war jedoch für den Belgier nicht nötig, denn er fährt sowieso immer auf Anschlag.

Längenfelder wurde in dieser Phase hinter Everts auf Platz 6 aber etwas ungeduldig. Er musste so schnell wie möglich weiter nach vorn, um seine Titelambitionen zu verwirklichen. Nun begann es aber zu regnen und einige Streckenteile wurden bereits sehr rutschig. In einer schnellen Rechtskurve rutschte dem Deutschen das Vorderrad weg. Er stürzte, konnte sich aber schnell wieder aufrappeln und nahm das Rennen hinter Jens Walvoort auf Platz 7 wieder auf. Beim anschließenden Versuch, Walvoort zu überholen, strauchelte er erneut und fiel jetzt sogar auf Platz 13 zurück. Der WM-Titel rückte für Längenfelder in weite Ferne. Alles schien verloren zu sein.

Doch es kam anders. Es schien, als hätten nach all den unfairen Attacken von Kay de Wolf höhere Mächte ihre Finger im Spiel. Der Himmel öffnete seine Schleusen und der Regen wurde immer stärker. De Wolf, der in den ersten Runden massiven Druck auf den führenden Sacha Coenen ausgeübt hatte, musste plötzlich abreißen lassen. Sein Bike überhitzte und verlor augenscheinlich an Leistung. In Runde 8 ging nichts mehr. Der Titelverteidiger musste sein Motorrad von der Strecke schieben und konnte nur noch zuschauen, wie Simon Längenfelder an ihm vorbeifuhr. Damit war das Unternehmen Titelverteidigung für den Titelverteidiger beendet.

Der zweite Lauf wurde nach 10 Runden mit roter Flagge abgebrochen und die letzte gezeitete Runde gewertet. Zu diesem Zeitpunkt rollte Titelverteidiger de Wolf noch auf Platz 5 über die Ziellinie. Nach dem Rennabbruch begannen aber die Diskussionen der schlechten Verlierer. Über die TV-Bildschirme flackerte zunächst Simon Längenfelder als Grand-Prix-Sieger. Außerdem fiel jetzt auch noch der Strom aus. Nachdem die Zeitnahme die Ergebnisse sortiert hatte, war plötzlich wieder Kay de Wolf Grand-Prix-Sieger. Noch auf dem Podium diskutierte er mit FIM-Offiziellen über das Ergebnis.

So kam es in Australien zu der bizarren Situation, dass ein Fahrer, der mit technischem Defekt eigentlich ausgefallen war, am Ende sogar noch Grand-Prix-Sieger wurde. Ob es einen ähnlichen Fall in der Geschichte des Sports jemals gegeben hat, ist fraglich. In der jüngeren Geschichte ist dieser Fall zweifellos einmalig.

Kay de Wolf ist eindeutig ein großartiges Motocross-Talent. Seine unfairen Aktionen gegen Simon Längenfelder wurden in Darwin wie durch magische höherer Mächte vereitelt. Simon Längenfelder hat den WM-Titel 2025 umso mehr verdient.

Ähnlich wie Kay de Wolf erging es übrigens heute auch Haiden Deegan (Yamaha) beim SMX-Finale in Las Vegas. Auch er versuchte, seine Meisterschaftschancen durch unsportliche Attacken und Ausbrems-Manöver gegen Jo Shimoda (Honda) mit übertriebener Härte durchzusetzen. Deegan nahm einen Crash in Kauf und brach sich dabei das Schlüsselbein. Shimoda konnte das Rennen fortsetzen und wurde verdient Champion.

Ergebnis MX2 Darwin:

1. Kay de Wolf (NL), Husqvarna, 1-5
2. Simon Längenfelder (D), KTM, 2-6
3. Valerio Lata (I), Honda, 9-2
4. Sacha Coenen (B), KTM, 13-1
5. Rick Elzinga (NL), Yamaha, 8-3
6. Guillem Farres (E), Triumph, 3-10
7. Karlis Reisulis (LT), Yamaha, 10-4
8. Liam Everts (B), Husqvarna, 5-8
9. Mathis Valin (F), Kawasaki, 4-11
10. Jens Walvoort (NL), KTM, 11-9
11. Andrea Adamo (I), KTM, 6-14

WM-Stand nach 20 von 20 Läufen:

1. Simon Längenfelder (D), KTM, 928 Punkte, Weltmeister
2. Kay de Wolf (NL), Husqvarna, 919, (-9)
3. Andrea Adamo (I), KTM, 845, (-83)
4. Sacha Coenen (B), KTM, 798, (-130)
5. Camden McLellan (ZA), Triumph, 636, (-292)
6. Liam Everts (B), Husqvarna, 635, (-293)
7. Thibault Benistant (F), Yamaha, 603, (-325)
8. Guillem Farres (E), Triumph, 500, (-428)
9. Valerio Lata (I), Honda, 481, (-447)
10. Mathis Valin (F), Kawasaki, 467, (-461)

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