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Erinnerung an Jochen Luck: Die Stimme von Hockenheim

Von Rainer Braun
Sprecher-Legende Jochen Luck wäre am heutigen 23. September 100 Jahre alt geworden – ein guter Grund, noch einmal einen Blick auf die einzigartige Karriere der «Stimme von Hockenheim» zu werfen.

Es haben nur drei Jahre und vier Monate gefehlt, dann hätte Jochen Luck aus Kassel am 23. September 2025 das biblische Alter von 100 erreicht gehabt. Aber das Leben hat es anders gewollt – der allseits beliebte Renn-Kommentator, der als «Stimme von Hockenheim» in die deutsche Rennhistorie einging, ist mit 96 Jahren im Mai 2022 gestorben.

Bis wenige Tage vor seinem Tod hatten wir immer noch persönlichen Kontakt durch regelmäßige Telefonate. Aber die Unterhaltung fiel ihm zum Schluss immer schwerer, Geist und Körper wurden zunehmend schwächer.

Von seinem Sohn, einem praktizierenden Zahnarzt, erfuhr ich dann, dass es seit dem Tod seiner Frau gesundheitlich stetig abwärts gegangen ist. Jochen und Hildegard Luck waren 55 Jahre verheiratet und in der Sprecherkabine ein bestens eingespieltes Team.

Jochens donnernde Stimme gehörte fast 40 Jahre lang zu den grossen Motorrad- und Automobilrennen in Deutschland wie die Nationalhymne zur Siegerehrung. Zwischen 1949 und 1988 kommentierte der Mann aus Kassel als Streckenreporter 36 Motorrad-GP, 33 Motocross-WM-Läufe, 20 deutsche Formel-1-GP und 19 ADAC-1000 km-Rennen. Dazu jede Menge weiterer Events, wie die Rennsport-Meisterschaft (DRM), den GP der Tourenwagen oder die deutschen Formel-2-EM-Rennen.

Als Dank für seine gute Arbeit hatte die MotoGP-Organisation DORNA ihm und seiner Frau ein VIP-Gastticket auf Lebenszeit spendiert. Davon haben die beiden viele Jahre auch regen Gebrauch gemacht. Die Motorrad-Rennen waren sowieso Jochens ganz große Leidenschaft, die er bis über seinen 90. Geburtstag hinaus pflegte.

Alles in allem sind es weit mehr als 500 Veranstaltungen, die Jochen Luck mit fester Stimme begleitet hat. Wobei die Atmosphäre und das Publikum im Motodrom von Hockenheim und auf der Berliner Avus ihn besonders motiviert haben. Speziell in Hockenheim fühlte er sich immer «wie zu Hause».

Hier im überschaubaren Rund der badischen Arena glaubte er sich mit dem Publikum auf Tuchfühlung. Und hier erlebte er nach eigener Aussage neben grandiosen Rennen auch den Tiefpunkt seiner Sprecherlaufbahn – der Tod von Jim Clark am 7. April 1968 beim Formel-2-EM-Lauf hatte ihm schwer zugesetzt.

Als er Clarks Tod bekanntgeben musste, versagte ihm fast die Stimme. Nachdem Luck das Bulletin der Rennleitung im Wortlaut vorgelesen hatte, erhoben sich die rund 70.000 Menschen im Motodrom ohne Aufforderung spontan und schweigend für einige Minuten von ihren Plätzen. «Dieser Gänsehaut-Moment damals hat mich sehr berührt», gestand Jochen mir später mal.

Hockenheim war auch der Platz, an dem er die meisten seiner Motorrad- und Autorennen inklusive Formel 2 und Formel 1 kommentiert hat. Deshalb galt er immer als «Stimme von Hockenheim». Dort lief er regelmäßig zur Hochform auf – keiner seiner Kollegen war an diesem Ort jemals eine Konkurrenz für ihn.

Was war ich so stolz, als ich Anfang der 70er-Jahre zum ersten Mal mit Jochen das 1000-km-Rennen am Ring als Außenreporter in Breidscheid kommentieren durfte. Oder seinen Sprecherplatz wenigstens kurzzeitig für die Renault- und Formel-Ford-Rahmenrennen im Vorprogramm der deutschen Formel-1-GP einnehmen konnte.

Jochen Luck war ein Paradebeispiel dafür, wie man mit positiver und gesunder Lebenseinstellung auch jenseits der 70 noch lange jung, gesund und vital bleiben kann. Er war sich immer sicher, dass ihn seine Liebe zum Sport so lange fit gehalten hat.

So bestieg er mit 80 und auch noch in den Jahren danach bei schönem Wetter seine schwere Enduro-BMW für größere Ausflüge. Ganz abgesehen davon, dass er sich auch noch an historischen Motorrad-Events beteiligte und im Winter zweimal die Woche Schlittschuhlaufen ging.

«Das Alter ist kein Unglück, sondern ein Geschenk, also muss man es auch dankbar annehmen und nutzen.» Das hat er mir mal anlässlich seines 80. Geburtstags gesagt.

Man kann es auch als Botschaft sehen, die Jochen Luck all denen hinterlassen hat, die mit ihrem fortschreitenden Alter hadern.

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