Vom Reservisten zu Bronze: Starker Mario Niedermeier
Totgesagte leben länger. Getreu diesem Spruch überraschte und handelte die deutsche Langbahn-Nationalmannschaft bei der Team-WM in Vechta mit Rang 3. Einer von ihnen: Mario Niedermeier, 24 Jahre alt, gerade einmal im zweiten Lizenzjahr auf dem gegenüber Speedwaybahnen längeren Oval unterwegs. Dass er, zunächst als Reservist, für das vierköpfige Team Germany nominiert wurde, verdankt der Bootsmechaniker auch der Tatsache, dass in der Langbahn-Nation Deutschland in diesem Jahr einige erkrankte und verletzte Fahrer fehlten. Als vergangene Woche auch noch Weltmeister Martin Smolinski (Olching) absagte, rückte Niedermeier ins Stammteam nach – und überzeugte.
Noch hält Mario Niedermeier die Bronzemedaille häufig in seinen Händen. So, als müsste er es noch begreifen, was da am Wochenende geschehen ist. Niedermeier hatte schon am Samstag einen guten Lauf, startete gut und trug mit seinen neun Punkten wesentlich dazu bei, dass das deutsche Team mit 31 Zählern in Front lag – bis nach Rennen Nummer 9 der große Regen kam! Rennabbruch, alles auf null. So sieht es das Reglement vor. Tags darauf folgte Versuch Nummer 2, die Veranstaltung über die Bühne zu bekommen. Und der Niederbayer ärgerte sich im deutschen Quartett Lukas Fienhage, Stephan Katt, Mario Niedermeier und Jörg Tebbe am meisten darüber, dass alles Erreichte der sprichwörtliche Schnee von gestern ist.
Doch Deutschland startete gleich wie am Vorabend mit einem 10:5 gegen Tschechien, besiegte die Niederlande mit einem 8:7 und hielt anschließend Finnland mit 9:6 in Schach. Auch Dänemark hatte gegen die Deutschen mit 7:8 das Nachsehen. Lediglich die Duelle gegen die Franzosen (7:8) und überragende Briten (6:9) gingen aus deutscher Sicht verloren. Deutschland hatte sogar noch die Möglichkeit zum Finaleinzug. Für die beiden punktbesten Mannschaften werden im Endlauf die Karten neu gemischt, der Sieger dieses Duells ist Weltmeister. Mit einem Punkt Vorsprung schafften aber die Niederlande den Sprung in das alles entscheidende Finale. Bitter für Deutschland: Im Lauf gegen die Franzosen erwischte Fienhage in Führung liegend eine Rille, hatte danach einen Aufsteiger, stürzte und wurde disqualifiziert. Das gesamte Team unterstützte, was Teammanager Jörg Tebbe zu sagen hatte: «Lukas war unser Punktelieferant. Ohne ihn wären wir erst gar nicht so weit gekommen.» 48 Punkte bedeuteten schließlich Rang 3 für Deutschland – hinter Großbritannien und den Niederlanden.
Niedermeier ist glücklich über sein Langbahn-Nationalmannschaftsdebüt und die Bronzemedaille in Händen. Er lobte das perfekte Zusammenwirken und den Teamgeist und feierte den bislang größten Erfolg in seiner noch jungen Langbahn-Karriere. Dass er in allen sechs Vorläufen zum Einsatz kam, lag aber nicht nur an seinen gegenüber dem Vorjahr deutlich verbesserten Starts. Teammanager Jörg Tebbe, der zugunsten der Mannschaft noch einmal aktiv ins Team zurückgekehrt ist, überließ entgegen den Gepflogenheiten der Vorjahre, alle Fahrer einzusetzen, dem entfesselt fahrenden Niedermeier den Vortritt.
Jener wird die Medaille irgendwann im Wohnzimmer an die Wand hängen und ab sofort nicht mehr vergessen: Totgesagte (Teams) leben länger.
Ergebnisse Langbahn der Nationen in Vechta/D:
1. Großbritannien, 56+12 Punkte: Chris Harris 17+5, Zach Wajtknecht 26+4, Andrew Appleton 13+3, Cameron Taylor N.
2. Niederlande, 49+3 Punkte: Dave Meijerink 17+2, Romano Hummel 18, Mika Meijer 14+1, William Kruit N.
3. Deutschland, 48 Punkte: Lukas Fienhage 23, Stephan Katt 13, Mario Niedermeier 12, Jörg Tebbe N.
4. Dänemark, 43 Punkte: Kenneth Kruse Hansen 24, Jacob Bukhave 16, Patrick Kruse 3.
5. Tschechien, 40 Punkte: Jan Macek 14, Hynek Stichauer 16, Daniel Klima 10, Jan Hlacina 0.
6. Frankreich, 39 Punkte: Mathias Tresarrieu 27, Jordan Dubernard 5, Anthony Chauffour 7, Tino Bouin N.
7. Finnland, 35 Punkte: Tero Aarnio 10, Henri Ahlbom 0, Jesse Mustonen 25.