MotoGP: Überraschungssieger in Australien

Jack Miller mit Hirn: «Das hätte im Desaster geendet»

Von Thomas Kuttruf
Bester Yamaha-Pilot auf Platz 4: Jack Miller

Bester Yamaha-Pilot auf Platz 4: Jack Miller

Der einzige Australier im Feld der MotoGP gab alles, um die Fans auf Phillip Island am Sprint-Samstag zu begeistern. Nach Platz 3 im Q2, verpasste er nach spannendem Kampf das Podest – war aber klar bester Yamaha-Akteur.

Der Sprint-Samstag von Phillip-Island dürfte den australischen MotoGP-Fans noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Schon im Qualifying zeigte sich Local Hero Jack Miller im vollen Attacke-Modus. Obwohl durchs Q1 gekommen, schockte er das Establishment, drehte wie Fabio Quartararo und Marco Bezzecchi eine 1:26er-Runde und platzierte sich mit der M1 in der ersten Startreihe.

Der Aussie konnte seine Rundenzeit selbst kaum begreifen: «Das Q2 war außergewöhnlich. Dadurch dass ich aus dem Q1 kam musste ich mit einem noch nicht perfekt geheizten Hinterreifen angreifen. In den ersten zwei Runden ging gar nichts und ich hatte üble Rutscher.  Als der Grip endlich da war, gelang es mir, hinter Fabio zu fahren. Als ich dann meine Rundenzeit sah, war ich fassungslos und dachte mir: «Wenn ich schon so schnell war, was zur Hölle ist er dann erst gefahren?» Startplatz 1 mit All-time-lap-record, lautete die Antwort.

Statt sich im Sprint durchreichen zu lassen, legte «Thriller Miller» nach. Nach famosem Start tauchte die Nummer 43 kurzzeitig sogar an der Spitze des Felds auf. Doch Alex Marquez  war noch besser von der Linie gekommen und vermasselte dem Aussie gleich zu Beginn ein noch besseres Ergebnis.

Denn während die Aprilia-Piloten in der hektischen Startphase noch am Gresini-Piloten vorbeiziehen konnten, steckte Miller im entscheidenden Moment hinter Marquez fest. Die entstandene Lücke nutzen Raul Fernandez und Marco Bezzecchi zur erfolgreichen Flucht. Als dann auch noch Pedro Acosta mit der schnellen KTM an Miller vorbei kam, war der Zug für einen Heim-Triumph endgültig abgefahren.

Auch wenn es dem Pramac-Piloten gelang, Alex Marquez hinter sich zu lassen, geriet die Mission Platz 3 zu erbeuten, im Finale auch zur Verteidigungsschlacht. Denn Fabio Di Giannantonio war es als einzigem Ducati-Racer gelungen, Boden gutzumachen.

Jack Miller fasste die heiße Phase des Sprints zusammen: «Pedro zu überholen, das war die Aufgabe, aber ich konnte sie nicht lösen. Auf der Geraden waren er und sein Bike super schnell, auch die Aerodynamik der KTM scheint sehr gut, er spendet nur wenig Windschatten. Damit war mir klar: Wenn, dann muss ich ihn in der letzten Runde holen. Denn auf der Geraden hätte er mich wieder kassiert.»

Miller weiter: «Und auf der Bremse war Pedro stark. In der letzten Runde blieben nur die Kurven 10 und 12. Bei der ersten Chance hat er perfekt verteidigt – und in Kurve 12 (Anm. d. Redaktion: Der lange Linksbogen auf die Zielgerade) war die Lücke sehr klein. Wäre ich da reingefahren, das hätte sicher im Desaster geendet. Also habe ich es gut sein lassen und zugesehen, dass ich Platz 4 halten kann.»

An der Linie ging es dann mächtig eng zu. Auf Acosta und Platz 3 fehlten 0,076 sec, doch Fabio Di Giannantonio hatte Miller nur um 0,042 sec verpasst.

Wie schnell Miller unterwegs war zeigt auch der Überblick der schnellsten Runden. Mit einer 1:27,440 min war der Held der Australier nur unwesentlich langsamer als Raul Fernandez. Auf Marco Bezzecchi fehlten allerdings 0,3 sec.

Hätte Miller am Samstag mit um den Sieg kämpfen können? Der Vierte des Sprints wollte das zumindest nicht ausschließen: «Sehr zufrieden war ich mit den Reifen, die haben sich auch am Ende noch sehr gut angefühlt und ich denke, wenn ich am Anfang mit den Aprilia-Jungs alleine gefahren wäre, hätte es spannend werden können. Das gilt dann auch für den GP. Ich habe das Gefühl, dass ich auch mit dem Medium-Reifen über die Distanz gut aussehen kann.»

Ergebnisse MotoGP Phillip Island, Sprint (18. Oktober):

1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 13 Runden in 19:03,971 min
2. Raúl Fernández (E), Aprilia, +3,149 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +5,310
4. Jack Miller (AUS), Yamaha, +5,376
5. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +5,414
6. Alex Marquez (E), Ducati, +6,109
7. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +8,706
8. Luca Marini (I), Honda, +8,938
9. Pol Espargaro (E), KTM, +9,252
10. Enea Bastianini (I), KTM, +9,752
11. Joan Mir (E), Honda, +10,231
12. Johann Zarco (F), Honda, +12,104
13. Alex Rins (E), Yamaha, +12,132
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +17,494
15. Franco Morbidelli (I), Ducati, +18,967
16. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +25,185
17. Ai Ogura (J), Aprilia, +19,784*
18. Somkiat Chantra (T), Honda, +28,945
19. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +32,408
20. Michele Pirro (I), Ducati, +35,523
– Fermin Aldeguer (E), Ducati, 3 Runden zurück
– Brad Binder (ZA), KTM, 12 Runden zurück

* Zeitstrafe 8 sec wegen zu niedrigem Reifenluftdruck

WM-Stand nach 37 von 44 Rennen:

1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 366. 3. Bagnaia 274. 4. Bezzecchi 266. 5. Acosta 222. 6. Morbidelli 207. 7. Di Giannantonio 196. 8. Aldeguer 181. 9. Quartararo 161. 10. Zarco 128. 11. R. Fernandez 121. 12. Binder 118. 13. Marini 110. 14. Bastianini 89. 15. Mir 77. 16. Vinales 72. 17. Ogura 70. 18. Miller 66. 19. Rins 51. 20. Martin 34. 21. Oliveira 32. 22. P. Espargaro 17. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 6. 27. A. Espargaro 0.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 651 Punkte. 2. Aprilia 320. 3. KTM 287. 4. Honda 238. 5. Yamaha 196.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 819 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 547. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 403. 4. Red Bull KTM Factory Racing 340. 5. Aprilia Racing 308. 6. Monster Energy Yamaha 212. 7. Trackhouse MotoGP Team 191. 8. Honda HRC Castrol Team 187. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 178. 10. LCR Honda 134. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 101.

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