Marc Marquez: Zwei, drei Jahre der Karriere verloren

Der siebte MotoGP-Titel ist für Marc Marquez zum Greifen nah
Drei seiner sechs MotoGP-Titel hat Marc Marquez in Motegi eingetütet mit einem entsprechend guten Gefühl reiste der 32-Jährige nach Japan. Die Voraussetzungen sind leicht erklärt: Holt er in den beiden Rennen am kommenden Wochenende drei Zähler mehr als Bruder Alex und baut seinen Vorsprung von 182 auf mindestens 185 Punkte aus, dann ist er zum siebten Mal Champion in der wichtigsten Motorrad-Weltmeisterschaft.
2014, 2016 und 2018 – damals als Honda-Werksfahrer – eroberte Marc den Titel in Motegi mit einem GP-Sieg. «Natürlich will ich auch dieses Mal um den Sieg kämpfen, weil das bedeutet, dass ich eine Chance habe, den Titel einzusacken», erzählte der Ducati-Star am Donnerstag. «Ich erwarte aber, dass Alex wie immer schnell sein wird. Ich will die Meisterschaft hier klarmachen – mal sehen, ob das gelingt. Für Außenstehende mag es leicht aussehen, aber es ist nicht einfach, drei Punkte mehr zu holen als Alex, denn er fährt sehr gut. Mal sehen, ob mein Bestes reichen wird, damit wir am Sonntag etwas Großes zu feiern haben. Falls nicht, warten wir. Keine Sorge, ich kann warten. Das Wichtigste ist, dass ich es früher oder später schaffe.»
Nach seinem ersten WM-Titel 2010 in der 125er-Klasse musste sich Marquez nie länger als zwei Jahre gedulden, bis er die nächste Weltmeisterschaft gewann. Seit seinem letzten Titel 2019 sind sechs Jahre vergangen. Ändert das für den Spanier etwas in der Vorbereitung oder Wahrnehmung?
«Der Wert eines Titels ist immer gleich», betonte der 99-fache GP-Sieger. «Vielleicht war mein erster MotoGP-Titel 2013 mein wichtigster, den gewann ich in Valencia, da waren gewaltige Emotionen im Spiel. Richtig ist aber, dass ich mit dem nächsten Titel die schwierigste Phase und die größte Herausforderung meiner Karriere hinter mir lasse. Er bedeutet mir sehr viel, deshalb werde ich den Moment genießen. Ich hatte fünf sehr schwierige Jahre und einige Leute denken vielleicht – auch ich –, dass ich zwei oder drei Jahre meiner Karriere verloren habe, weil ich mehr zuhause als auf der Rennstrecke war. Ich habe viele Dinge für mein Privatleben gelernt, zum Beispiel, das Risiko zu minimieren. Ich bin Rennfahrer und brauche das Adrenalin – überall. Aber das Privatleben ist viel länger als das als Profisportler. Dass ich die Risikominimierung gelernt habe, gefällt mir, auch wenn ich diese Erfahrungen nicht wiederholen möchte. Jetzt bin ich in meinem zweiten Leben in der MotoGP. Es ist wichtig, den Kreis, der mit einer schlimmen Verletzung begann, auf die bestmögliche Weise zu schließen.»
Marquez versucht das Wochenende in der Präfektur Tochigi, 150 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio, so fokussiert wie möglich anzugehen. Ausblenden kann er den Rummel um seine Person aber nicht. «Das ist unmöglich», hielt der WM-Leader fest. «Alle fragen mich in Interviews oder im Fahrerlager dasselbe, und wie ich mich fühle. Wäre dies das letzte Rennen der Saison, wäre meine Gefühlslage eine ganz andere. Wenn ich die WM nicht an diesem Wochenende gewinne, dann ist das kein Desaster – ich habe noch fünf weitere Chancen.»